ES BRÖCKELT
Heute führt mich meine Spurensuche nach Blatten ins Lötschental, beziehungsweise was davon noch übrig ist. Vor gut einem Monat ist hier der Birchgletscher ins Tal gestürzt, nachdem sich über Tage hinweg immer mehr Felsmaterial vom bröckelnden Kleinen Nesthorn auf dem Gletscher angesammelt hatte. Die Eis- und Felsmassen sind im Tal bis zu 100 Meter hoch liegengeblieben. Es ist ein Anblick, der mich mehrfach leer schlucken lässt. Diese Katastrophe bewegt die ganze Schweiz.
Und wie so oft kommt dieselbe Diskussion auf: Ist hier der Klimawandel schuld? Und wie stark? Dabei sind die klimatischen Bedingungen immer nur eine von vielen Zutaten, gerade bei einem so komplexen Ereignis wie in Blatten, und das wird auch zukünftig so bleiben. Anstatt Einzelereignisse zu diskutieren, sollten wir das Grosse und Ganze betrachten und anerkennen, dass sich solche Ereignisse aufgrund des auftauenden Permafrosts häufen.

Der Permafrost, oft als “Leim der Alpen” bezeichnet, hält die Berge eigentlich nur indirekt zusammen. Er fungiert nämlich vor allem als “Regenjacke” und sorgt dafür, dass kein Wasser in den Fels eindringt. Fällt diese Funktion weg, werden die Hänge instabiler. Ausgerechnet im Wallis möchten aber scheinbar noch nicht alle wahrhaben, dass sich die Naturgefahrensituation mit dem Klimawandel verändert. Nirgendwo sonst wird auch nur annähernd so viel in den roten, gefährlichsten Gefahrenzonen gebaut, wie im Wallis.
Ich finde es faszinierend, dass man sich gerade in einem Kanton, in dem man sich den Umgang mit Naturkatastrophen eigentlich gewohnt ist, mit vorausschauenden Handeln so schwer tut.

