STRAUCHELNDE WÄLDER
Nach einer (wie üblicherweise) miserablen ersten Zeltnacht möchte ich mich nun den etwas weniger offensichtlichen Auswirkungen des Klimawandels widmen. Heute beschäftige ich mich mit dem Wald, der immerhin ein Drittel der Schweiz ausmacht. Und was mit dem Wald passiert, betrifft uns alle. Besonders klar lässt sich dies an seiner Schutzfunktion aufzeigen: Der Wald schützt Menschen und Infrastrukturen vor Steinschlägen und Murgängen, gerade hier im Wallis. Und ja, leider geht es dem Wald auch im Oberwallis schlecht. Bereits auf meiner Fahrt durch das Goms fallen mir die vielen toten Föhren auf, die gerade an steilen Standorten mit einer dünnen Bodenschicht der Hitze und Trockenheit der letzten Jahre zum Opfer gefallen sind.


Ein paar Kilometer südlich, oberhalb von Bitsch, hat der Wald vor zwei Jahren sogar gebrannt. Nach einer kurzen Wanderung streife ich durch einen Wald voller verkohlter Baumstämme, eingerahmt im satten Grün der sich erholenden Natur. Doch es wird Geduld brauchen, bis hier wieder ein richtiger Wald mit all seinen Funktionen steht. Besonders eindrücklich zeigt sich dies oberhalb von Visp, wo vor gut 10 Jahren ein Waldbrand wütete. Noch immer stehen die toten Bäume wie Zündhölzer im Hang, dazwischen die kleinen, nur langsam nachwachsenden Bäume.

Wie weit wir gehen, um unsere Wälder und ihre Schutzfunktionen zu erhalten, erfahre ich schliesslich an der letzten Station des heutigen Tages. Der Wald oberhalb der Bahnstrecke entlang der Lötschberg-Südrampe ist von Bewässerungsrohren durchdrungen. Eine langfristige Lösung ist dies kaum, aber doch stehen die Bewässerungsrohre exemplarisch für den Aufwand, der auf uns zukommt, wenn wir uns nicht mehr auf die gewohnten Leistungen der Natur verlassen können.

