28. Juni 2025. Nach einer (wie üblich) miserablen ersten Zeltnacht widme ich mich nun den etwas weniger offensichtlichen Auswirkungen des Klimawandels. Unterwegs im Oberwallis fokussiere ich mich heute auf die Wälder. Auch wenn dies auf den ersten Blick nicht so scheinen mag: Was mit dem Wald passiert, betrifft uns alle.
Besonders deutlich zeigt sich dies, wenn Bäume absterben und Menschen und Infrastrukturen dadurch nicht mehr vor Steinschlägen geschützt sind. Und leider ist dies im Oberwallis bereits vielerorts der Fall: Im Goms fallen mir die vielen toten Föhren auf, die an steilen Standorten mit dünnen Böden der Hitze und Trockenheit der letzten Jahre zum Opfer gefallen sind.


Doch der Wald kämpft an mehreren Fronten. Nur ein paar Kilometer südlich, oberhalb von Bitsch, wütete vor zwei Jahren ein Waldbrand. Ich lasse mein Velo stehen, um mir dies genauer anzusehen. Nach einem kurzen Aufstieg stehe ich in einem Wald voller verkohlter Baumstämme, eingerahmt im satten Grün der sich rasch erholenden Natur.
Doch bis dieser Wald wieder sämtliche seiner Funktionen wird wahrnehmen können, ist Geduld gefragt. Zurück auf dem Velo fallen mir oberhalb von Visp tote Bäume auf, die wie Zündhölzer im Hang stehen, während dazwischen kleine Bäume nur langsam nachwachsen. Auch hier hat es gebrandt, allerdings vor über 10 Jahren.

Wie weit wir gehen, um unsere Wälder und ihre Schutzfunktion zu erhalten, erfahre ich nochmals ein paar Kilometer südlich. Der Wald oberhalb der Lötschberg-Südrampe, einer wichtigen Bahnstrecke, ist von Bewässerungsrohren durchdrungen. Durch die Bewässerung soll vermieden werden, dass die Bäume absterben und millionenschwere Bahninfrastruktur schutzlos zurückbleibt.
Um all dies im Auge zu behalten, sind zahlreiche Bäume mit Sensonen versehen. Eine langfristige Lösung ist dies kaum. Und so stehen die Bewässerungsrohre und vermessenen Bäume exemplarisch für den enormen Aufwand, der auf uns zukommt, wenn wir uns nicht mehr auf die gewohnten Schutzleistungen der Wälder verlassen können.

